Gute Erfahrungen nach zwei Jahren betreutem Wohnen

Gute Erfahrungen nach zwei Jahren betreutem Wohnen

Jeanne Ulmer, Jahrgang 1925, lebt im Tertianum Neutal in Berlingen am Untersee. Vor mehreren Jahren ist sie in diesen Heimbetrieb gezogen. „Jeder Lebensabschnitt hat etwas Schönes“, sagt sie. „Vom ersten Mann habe ich mich scheiden lassen, aber ich habe zwei liebe Töchter. Der zweite Mann war mir ein guter Ehemann und ihnen ein guter Vater. Er ist mir früh gestorben. Ich bin viel krank gewesen, aber von der Grundeinstellung her bin ich ein optimistischer, zufriedener Mensch.“

Was waren Ihre Beweggründe ins Heim zu gehen?

Nach einer Krankheit hiess es für mich – auf dringenden ärztlichen Rat hin – nicht mehr zurück in die eigene Wohnung, sondern gleich nach der Reha ins betreute Wohnen umzuziehen. Alleine leben ging nicht mehr, die Spitex ist auch nicht 24 Stunden am Tag zur Stelle, da musste ich mir einen Heimplatz suchen.

Was hat sich dadurch für Sie in Ihrem Leben verändert?

Es fehlten zunächst die Freiheit und die eigene Wohnung. Das war eine grosse Umstellung. Aber letztlich habe ich ein Zuhause für mein Alter gefunden.

Was schätzen Sie ganz besonders am Leben im Heim? / Was kann Ihnen das Heim bieten, was Ihnen in den eigenen vier Wänden nicht mehr möglich war?

Das Heim bietet mir noch viel Selbständigkeit. Aber zusätzlich werden hier alle Dienstleistungen erbracht: Ich setze mich an den Tisch, und das Essen wird gebracht. Bettwäsche wird jede Woche gewaschen, gewechselt und frisch bezogen. Das sind doch paradiesische Zustände! Ich bin sowieso ein zufriedener Mensch, aber hier gibt es gute Gründe, zufrieden zu sein.

Welche Vorstellung hatten Sie vom Leben im Heim, bevor Sie umgezogen sind?

Ich hatte mich gar nicht damit befasst. Es war mir nie in den Sinn gekommen, ich könnte einmal ins Heim ziehen. Allerdings hat dann, als es soweit war, die Vorstellung wehgetan, nach 70 Jahren die eigene Wohnung zu verlieren.

In wieweit wurde diese Sichtweise nach Ihrem Umzug in Ihr neues Zuhause bestätigt? / Was hat sich dabei nicht bewahrheitet?

Im ersten Moment ist es schwer, die eigene Wohnung und die guten lieben Nachbarn aufzugeben. Aber bei mir war Betreuung unvermeidlich.

Was möchten Sie Menschen gerne sagen, die Vorurteile gegen ein Leben im Heim haben?

Man muss sich erst darein schicken und dann das neue Leben annehmen. Man muss froh sein, gut unterzukommen. Ich habe dann in der neuen Umgebung Aktivitäten entwickelt und das Beste daraus gemacht: Weil ich gerne stricke, habe ich mich an einer Aktivierungsgruppe beteiligt. Hier wurden bis dahin die fertigen Pullover oder Socken am Ende verschenkt. Ich habe dann mehrere Bazare organisiert, sodass wir vom Verkaufserlös die neue Wolle und Materialien für andere Aktivitäten bezahlen konnten.

Warum haben Sie sich konkret für das Heim entschieden, in dem Sie leben? Was waren die wesentlichen Kriterien hierbei?

Durch die Reha und auf die Empfehlung des behandelnden Arztes bin ich ins Tertianum Neutal gekommen. Unmittelbar nach Beendigung der Reha war glücklicherweise ein Platz frei, so konnte ich direkt hierherziehen.

Welche Hürden galt es für Sie zu überwinden, z.B. administrativ und logistisch? Wer hat Sie beraten und wie wurden Sie unterstützt, als der Umzug stattfand?

Es gab keine Hürden für mich. Ich habe den Stadtpräsidenten angesprochen, und der hat alles erledigt.

Wie lange haben Sie gebraucht, um sich an das Leben in Ihrem neuen Zuhause zu gewöhnen?

Umgewöhnt habe ich mich schnell. Ich bin früher viel am Bodensee gewandert, von meinem Heimatort nach Berlingen. Dadurch kannte ich die Gegend. Hier der Kronenhof, eines der Gebäude von Tertianum Neutal, war früher ein Hotel, darum haben wir so schöne Zimmer.

Welche Freiheiten vermissen Sie nun? / Was vermissen Sie aus der Zeit, in der Sie noch in den eigenen vier Wänden gelebt haben?

Heute vermisse ich nichts. Ich kann, wenn ich mich abmelde, auch noch abends weggehen und Anlässe besuchen (z.B. volkstümliche Musik hören).

Wie würden Sie die Beziehung zu den Menschen in Ihrer neuen Umgebung beschreiben (Mitarbeitende, Bewohnende)? Nachbarschaftlich, freundschaftlich, familiär…..

Die Atmosphäre ist von der Leitung herab sehr gut. Man ist hier daheim, alle sind freundlich: Von den Leitern und den Angestellten habe ich nie ein böses Wort gehört.