Formen des Wohnens im Alter

Formen des Wohnens im Alter

Noch vor einigen Jahrzehnten gab es drei Typen von Wohnen im Alter: Altenwohnungen, Altersheime und Pflegeheime. Sie liessen sich nach dem Grad der Unterstützungsbedürftigkeit unterscheiden, die Bewohnende dort hatten. In den Altenwohnungen waren die Mieter selbständig und erhielten zeitlich variable subsidiäre Unterstützung je nach Bedarf. Es handelte sich im besten Fall um barrierefreie Wohnungen, die wenn immer möglich eine zentrale Lage hatten. Altersheime boten Leistungen wie ein Hotel (unterschiedlicher Sterneklasse) und zusätzlich Gemeinschaftsräume und Angebote für Gemeinschaftsaktivitäten sowie Grundangebote in der Pflege. Das Pflegeheim war die dritte Versorgungssäule. Es war für Langzeitpatienten bis zur höchsten Pflegestufe gedacht und bot ein qualifiziertes Dienstleistungsangebot über 24 Stunden an.

Die heutigen Formen des Wohnens im Alter sind bezüglich der Dienstleistungs-Angebote viel durchlässiger und viel weiter differenziert. Die nachfolgenden Aufzählungen beschreiben klare Dienstleistungskriterien, die dort erbracht werden. Der Name des Betriebes hat nicht immer Aussagekraft über die dort angebotenen Dienstleistungen. Zum Beispiel die Bezeichnung «Zentrum» kann alles beinhalten oder lediglich einige der unten aufgeführten Dienstleistungen.


1.1. Wohnen mit Concierge-Dienstleistungen

Angebote:
Es gibt verschiedene Anbieter wie VitaTertia, RaJoVita, BonaCasa, TERTIANUM AG und weitere. Die Angebote gehen vom einfachen Concierge-Dienst aus bis hin zur integrierten Pflegeabteilung, einem Mahlzeitendienst oder einem internen oder öffentlichen Restaurant.

Grundsatz:
Je breiter das Dienstleistungsangebot ist, desto sicherer können Sie sein, ihre Wohnung nicht mehr verlassen zu müssen

Vorteile

  • Sie bewohnen autonom Ihre eigene Wohnung mit Ihren Möbeln.
  • Über Ihren Tagesrhythmus bestimmen alleine Sie.
  • Bei längerer Abwesenheit übergeben Sie den Wohnungsschlüssel dem Concierge. Sie können ihm Aufträge erteilen, die er während Ihrer Abwesenheit für Sie erledigt.
  • Sie haben die Möglichkeiten, je nach persönlicher Situation, Dienstleistungen befristet oder unbefristet abzurufen.
  • Die Grundkosten sind gegenüber einem Heim, einer Residenz wesentlich tiefer, weil praktisch nur die Concierge-Leistungen zur Miete dazukommen.
  • Sie alleine bestimmen durch Ihre Aufträge über die monatlichen Zusatzkosten.

Nachteile

  • Die «Mietkosten» sind gegenüber einer normalen, gleichwertigen Mietwohnung höher.
  • Es ist möglich, dass ein weiterer Wohnungswechsel notwendig wird, da diese Wohnformen in der Regel keinen Pflegeservice rund um die Uhr anbieten.
  • Ein Wechsel wird vor allem dann spruchreif, wenn die Spitex-Pflege nicht mehr ausreicht oder eine demenzielle Erkrankung vorliegt.


1.2. Tages- und Nachtheim

Angebote:
Das Dienstleistungsangebot ist identisch mit jenem des Alters- und Pflegeheimes. Nur gibt es in der Regel keine Einerzimmer, sondern Mehrbettenzimmer für den Mittagsschlaf, oder für die Übernachtung. Die Gäste werden z.B. am Morgen gebracht und am Abend wieder abgeholt. Während dieser Zeit erbringt das Heim die vollen Leistungen wie bei den anderen Bewohnenden. Gleiches gilt, wenn Gäste über Nacht ins Heim gebracht werden. Es versteht sich, dass dann die Dienstleistungen wesentlich eingeschränkter sind.

Grundsatz:
Dieses Angebot ist als Entlastung für Angehörige und/oder die Spitex gedacht. Es bietet auch die Gelegenheit einer sanften Annäherung an das Heim. Es gibt auch Heime, die Aufnahmen für Ferien anbieten. Auch das ist eine sehr gute Annäherung an einen definitiven Wechsel ins Heim.

Vorteile

  • Es bietet die Möglichkeit der Entlastung der Angehörigen und/oder Spitex.
  • Der Tagesgast ist in einem familiären Umfeld aufgehoben. Sämtliche pflegerischen und anderen Dienstleistungen stehen ihm zur Verfügung.
  • Er ist eingebunden in einem sozialen Netzwerk. Das Gefühl der Einsamkeit wird durch soziale Kontakte und die angebotenen Aktivitäten nicht aufkommen.

Nachteile

  • Es gibt dieses sehr gute Angebot noch nicht flächendeckend.


1.3. Residenz

Angebote:
Residenzen sind eine Weiterentwicklung der Alters- und Pflegeheime. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass im Wohnheimbereich keine Zimmer, sondern Appartements/Wohnungen den Bewohnenden zur Verfügung gestellt werden. Die Bezeichnung Residenz stammt aus dem Kanton Bern. In der Ostschweiz wird diese Bezeichnung vorwiegend für ein nobleres, gehobeneres Wohnen verwendet und wirkt daher auch etwas elitär, was nicht beabsichtigt war.
Angebote gibt es im Dreisternebereich bis zu einem Fünfsternehaus, was sich natürlich entsprechend im Preis ausdrückt.

Grundsatz:
In einer Residenz werden alle Dienstleistungen wie in einem Alters- und Pflegeheim angeboten. Im Wohnbereich sind die Grunddienstleistungen in der Regel so, dass eine tägliche Mahlzeit – Mittag- oder Nachtessen -, eine Appartements Reinigung pro Woche, 24 Stunden Notfallruf auf die Pflegeabteilung und die ganzen kulturellen Programme angeboten werden. Zusätzliche Leistungen werden gegen Verrechnung erbracht.
Wenn die Residenz über eine Pflegeabteilung verfügt, – was die Norm darstellt – ist es wegen der Krankenkassenleistungen wichtig, dass die Pflegebetten auch auf der kantonalen Pflegeheimliste aufgeführt sind.

Vorteile

  • Hohe Selbstbestimmung und Eigengestaltung des Tages.
  • Sie bewohnen ein eigenes Appartement mit Küche.
  • Ihren Tagesablauf bestimmen Sie vollumfänglich selber.
  • Sie richten Ihre Wohnung mit Ihren Möbeln ein – eventuell übernehmen Sie das höhenverstellbare Bett von der Residenz.
  • Bei vorübergehender Krankheit haben Sie die Gewissheit, dass sie pflegerisch und kulinarisch versorgt werden.
  • Sie bereiten Ihr Frühstück dann zu, wenn es für Sie passt. Das gleiche gilt für das Mittag- oder Abendessen.
  • Die Residenzen haben in aller Regel eine eigene Pflegeabteilung, die auch Dienstleistungen für die Bewohnenden der Appartements erbringt.
  • Manche Residenzen bieten auch stationäre Pflege in der eigenen Wohnung an.
  • Bei starker Pflegebedürftigkeit – rund um die Uhr – muss kein Wechsel in ein anderes Heim ins Auge gefasst werden.
  • Auch in der Pflegeabteilung wird, wenn immer möglich, auf den individuellen Tagesrhythmus Rücksicht genommen.

Nachteile

  • Die Grundkosten für das Wohnheim mit Appartement für eine Einzelperson ist im Vergleich zum Altersheim teurer. Mit zwei Personen sind die Kosten vergleichbar.
  • Finanziell sieht die Situation dann am ungünstigsten aus, wenn ein Ehepartner von der Wohnung auf die Pflegeabteilung verlegt wird und der andere in der Wohnung bleibt.


1.4. Alters- und Pflegeheim

Angebote:
Das Angebot ist zu vergleichen mit der Vollpension in einem Hotel. Zusätzlich kommen in der Regel dazu: das Waschen der Leib- und Bettwäsche, kulturelle Programme, Aktivitäten für Herz, Geist und Körper und pflegerische Dienstleistungen.

Grundsatz:
Eigentliche Altersheime – Heim ohne pflegerisches Angebot – gibt es, wenn überhaupt, nur noch sehr wenige. Wir können nur empfehlen, darauf zu achten, dass die Pflege im Haus sichergestellt ist, um im Pflegefall nicht nochmals einen Heimwechsel vornehmen zu müssen.
Die Anzahl bewilligter Pflegeheimbetten muss auf der kantonalen Pflegeheimliste aufgeführt sein.

Vorteile

  • Öffentlich-rechtliche und private Heimbetriebe bieten qualitativ eine sehr gute Leistung. Auf die möglichen Preis-Unterschiede wird unter dem Abschnitt Finanzierung näher eingegangen.
  • Heute werden im Wohnheim grosszügige Zimmer, mit eigenem Bad – WC, Dusche, Lavabo -, modernen Medienanschlüssen und einem Notruf angeboten.
  • Es gibt einen rundum Service, der dort ein Segen ist, wo die Kräfte nicht mehr da sind und der Selbständigkeitsgrad stark eingeschränkt ist.
  • Sofern Pflege im Heim integriert ist, bietet diese Wohnform die Sicherheit, dass im Normalfall ein Heimwechsel ausgeschlossen werden kann.
  • Auch in der Pflegeabteilung wird, wenn immer möglich, auf den individuellen Tagesrhythmus Rücksicht genommen.

Nachteile

  • Die räumliche Verkleinerung von Haus oder Wohnung in ein Zimmer, ist, besonders in der Anfangsphase, nicht ganz unproblematisch.
  • Der Rundumservice hat den Nachteil, dass Aktivitäten, die die Bewohnenden noch ausführen könnten, institutionell erbracht werden. Auswirkungen können sein, dass mangels täglicher hauswirtschaftlicher Herausforderungen – tägliches Training – die Gefahr besteht, dass die Bewohnenden schneller ihre Selbständigkeit verlieren. Das besonders im Vergleich zu einer Residenz.
  • Auch der Tageszeitplan ist wesentlich enger strukturiert, auch wenn die Heime Essenszeiten von … bis anbieten.


1.5. Geschütztes Heim für demenziell Kranke

Angebote:
Die Dienstleistungen sind weitgehend identisch mit jenen eines Pflegeheimes. Der Arealein- und Ausgang ist  nur kontrolliert möglich. Im Heim und im Garten können die Bewohnenden frei zirkulieren. Die Mitarbeitenden sind neben den pflegerischen Belangen auch auf die spezifischen Bedürfnisse der dort wohnenden Patienten ausgebildet.

Grundsatz:
Es handelt sich um ein geschütztes Heim, das man ohne Aufsicht nicht betreten und verlassen kann. Der Tagesablauf ist weitestgehend auf den individuellen Tagesrhythmus des Bewohners ausgerichtet. In den meisten Fällen haben sie einen ausgesprochen grossen Bewegungsdrang, den sie in solchen Einrichtungen auch ausleben können.
Die Anzahl bewilligter Pflegeheimbetten muss auf der kantonalen Pflegeheimliste aufgeführt sein.

Vorteile

  • Patienten mit einer demenziellen Krankheit benötigen in solchen Einrichtungen in der Regel weniger Medikamente.
  • Sie können ihren Bewegungsdrang ausleben, sind dadurch ruhiger und können auch besser schlafen.
  • Diese Wohn- und Begleitungsform bietet den Patienten ein auf ihre Bedürfnisse ausgerichtetes würdevolles Leben mit hoher Lebensqualität. Dies aus der Sicht des Betroffenen.

Nachteile

  • Die Krankheit an sich stellt Patienten und Angehörige vor grosse emotionale Herausforderungen. Sie erfordert eine empathische, unaufdringliche und sensible Begleitung der Patienten und Angehörigen gleichermassen.


1.6. Geriatrische Rehabilitation

Angebote:
Die geriatrische Rehabilitationsklinik nimmt ältere Patienten nach der Akutbehandlung im Spital auf. Sie unterstützt mit Therapien unter ärztlicher Aufsicht die Patienten, damit sie möglichst rasch wieder mobil und selbständig werden. Ziel ist es, dass sie wieder ihr ursprüngliches Leben fortsetzen können.

Grundsatz:
Die Gebäude und Einrichtungen präsentieren sich sehr unterschiedlich. Von der hotelähnlichen angenehmen Gestaltung bis hin zu einer klinikähnlichen Anlage. Dort arbeiten Ärzte, Pflegefachkräfte und Therapeuten. Die Tage sind durchstrukturiert mit Behandlungen und Untersuchungen. Ziel ist es, die Patienten innerhalb von zwei bis drei Wochen soweit aufzubauen, dass sie wieder nach Hause, oder allenfalls in ein Pflegeheim entlassen werden können.
Die Rehabilitationsklinik muss auf der kantonalen Spitalliste stehen.

Vorteile

  • Dank der Rehabilitationsklinik kann der Aufenthalt in einem Spital erheblich verkürzt werden.
  • Die gezielte medizinische und therapeutische Aufbauphase kann in einer entspannteren Atmosphäre erfolgen.
  • Die Erfolge zeigen, dass diese Massnahmen rasch wieder zu höherer Lebensqualität und Selbständigkeit führen.

Nachteile
Aus unserer Sicht gibt es keine Nachteile.